Diversity Recruiting zielt darauf ab, Mitarbeitende mit unterschiedlichen Hintergründen einzustellen. Dazu gehören beispielsweise Herkunft, Geschlecht, Alter, Familienstand, Behinderung oder Religion. Im Kern geht es darum, jeden Menschen als Individuum zu sehen und von unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen zu profitieren.

In der Realität ist es immer noch so, dass bestimmte demografische Gruppen es schwerer haben, einen Arbeitsplatz zu finden – weil Unternehmen sie seltener für ihre offenen Stellen in Betracht ziehen.

Dazu gehören beispielsweise Personen mit Kindern (insbesondere Mütter), Personen über 55 Jahren, Personen mit Migrationshintergrund oder Personen mit körperlichen und geistigen Behinderungen.

Vorteile von Diversity Recruiting

Was bringt Ihnen also Diversity Recruiting? Hier sind einige Vorteile für Ihr Unternehmen, die Sie bestimmt überzeugen werden:

✅ Kreativität und Innovation:

Vielfältig zusammengesetzte Teams mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen gelten als kreativer und innovativer. Sie bringen leichter neue Ideen ein und verhelfen Ihrem Unternehmen so zu mehr Innovationskraft.

Eine Studie der Harvard Business Review hat beispielsweise gezeigt, dass Unternehmen mit hoher kultureller Vielfalt mit 45 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit ihren Marktanteil vergrößern und mit 70 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit einen neuen Markt erobern.

Eine weitere Studie der Boston Consulting Group zeigt außerdem, dass Unternehmen mit einem vielfältigen Management eine um 19 Prozent höhere Innovationsrate aufweisen.

✅ Breites Spektrum an Fähigkeiten:

Mitarbeiter:innen mit unterschiedlichen Hintergründen bringen eine Vielzahl von Fähigkeiten mit, die sie wiederum in Ihrem Unternehmen einsetzen können. Wenn Sie diese Fähigkeiten nutzen, können Sie bessere Ergebnisse erzielen.

Eine Vielfalt an unterschiedlichen Fähigkeiten führt dazu, dass komplexe Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden und so eher innovative Lösungen gefunden werden.

 Stärkung der Arbeitgebermarke:

Ein vielfältiger Arbeitsplatz macht Sie als Unternehmen attraktiver. Dadurch fällt es Ihnen leichter, neue Mitarbeitende zu finden. Für viele Arbeitnehmer:innen ist der Faktor Diversity bei der Suche nach einem Arbeitsplatz von großer Bedeutung. Eine Studie von Glassdoor hat ergeben, dass für 76 Prozent ein vielfältiger Arbeitsplatz bei der Jobsuche wichtig ist.

Darüber hinaus müssen auch Sie als Unternehmen sicherstellen, dass Sie jederzeit neue Arbeitskräfte generieren können – nur, wenn Sie hier offen bleiben und sich nicht auf eine bestimmte Gruppe fixieren, können Sie auch langfristig sicherstellen, dass Sie immer genügend Arbeitskräfte haben.

Außerdem kann ein inklusiver Arbeitsplatz die Mitarbeiterbindung erhöhen und die Fluktuation verringern. Dies führt einerseits zu mehr Stabilität im Unternehmen, andererseits bleiben Ihnen die besten Talente mit ihrem reichen Erfahrungsschatz längerfristig erhalten. Nicht zuletzt sparen Sie sich Recruiting-Kosten.

✅ Kürzere Time-to-hire:

Sie besetzen Ihre offenen Stellen schneller, wenn Sie Diversity Recruiting betreiben. So sparen Sie Geld und sorgen dafür, dass Schlüsselstellen nicht lange unbesetzt bleiben und Ihr Unternehmen weiterhin produktiv und effizient bleibt.

In einer gemeinsam von Indeed und Glassdoor in Auftrag gegebenen Umfrage gaben 48 Prozent der befragten Unternehmen, die beim Recruiting Wert auf Diversität legen, an, dass sie ihre offenen Stellen innerhalb von zwei Monaten besetzen können.

43 Prozent der Unternehmen, die angaben, ihre HR-Verantwortlichen in diesem Bereich zu schulen, schafften es ebenfalls innerhalb dieses Zeitraums. Von den Unternehmen, die über keinerlei Diversity Recruiting-Strategien verfügen, schafften es nur 32 Prozent in dieser Zeit.

✅ Finanzielle Rentabilität:

Nicht zuletzt zahlt sich ein vielfältiges Team auch finanziell aus. Laut einer Studie von McKinsey haben Unternehmen mit Mitarbeitenden aus verschiedenen ethnischen Gruppen eine um 35 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, eine bessere finanzielle Rendite zu erzielen als ihre Branchenkonkurrenten.

Tipps für Ihr Diversity Recruiting

Damit Diversity Recruiting funktioniert, ist ein angepasster Recruiting-Prozess wichtig.

👉 Analyse der Ist-Situation:

Machen Sie sich zunächst Gedanken über Ihre Ist-Situation. Stellen Sie sich dabei folgende Fragen:

➡️ Wie divers ist Ihre Belegschaft derzeit?
➡️ Wie formulieren Sie Ihre Stellenausschreibungen?
➡️ Wo schalten Sie Ihre Stellenanzeigen?
➡️ Erreichen Sie damit alle gesellschaftlichen Gruppen?
➡️ Wie sieht ihr Bewerbungsprozess aus?
➡️ Wer bewirbt sich bei Ihnen?
➡️ Gibt es Vorurteile gegenüber Menschen aus bestimmten Gruppen?

Setzen Sie sich ehrlich mit diesen Fragen auseinander, um festzustellen, wo Ihr Unternehmen auf der Diversity-Reise steht. Stehen Sie noch ganz am Anfang oder haben Sie schon erste Impulse gesetzt, die es nun auszubauen gilt?

Diese Analyse bildet die Grundlage für alle weiteren Maßnahmen und hilft Ihnen, zielgerichtete Strategien zu entwickeln, die zu Ihrem Unternehmen passen.

👉 Die Stellenanzeige:

Vor allem die Stellenausschreibungen sollten kritisch hinterfragt werden. Achten Sie auf Ihre Formulierungen und überlegen Sie, ob sich davon nur eine eingeschränkte Gruppe angesprochen fühlt.

Auch wenn Sie im Bewerbungsverfahren explizit ein Foto verlangen, sollten Sie dies überdenken. Ein Foto löst bei Ihnen zumindest unbewusst sofort bestimmte Reaktionen aus, die Sie im ersten Schritt vermeiden sollten.

Kommunizieren Sie nach außen, dass Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Herkunft oder anderer Merkmale bei Ihnen willkommen sind. Sie können beispielsweise auch erwähnen, dass Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund bei Ihnen erwünscht sind und diese Gruppe damit besonders hervorheben.

Achten Sie aber darauf, dass diese Hinweise nicht als Diskriminierung anderer Gruppen verstanden werden, sondern dazu dienen, unterrepräsentierte Gruppen zu ermutigen, sich zu bewerben. Achten Sie hier vor allem auch auf die gesetzlichen Bestimmungen.

Überlegen Sie sich auch, für welche Ihrer offenen Stellen Quereinsteiger:innen möglicherweise geeignet wären. Nicht jeder Lebenslauf ist geradlinig – sortieren Sie diese Personen nicht von vornherein aus!

Stellen Sie die Softskills in den Vordergrund, die eine Person für eine bestimmte Stelle mitbringen muss. Vieles andere kann man auch am Arbeitsplatz lernen.

Schließlich sollten Sie sich überlegen, wo Sie Ihre Stellenanzeigen veröffentlichen. Wenn Sie immer die gleichen Kanäle nutzen, werden wahrscheinlich immer die gleichen Personengruppen auf Ihre Stellenanzeige aufmerksam.

Probieren Sie daher verschiedene Kanäle (analog und digital) aus, um unterschiedliche Zielgruppen zu erreichen. Nutzen Sie beispielsweise spezialisierte Jobbörsen, soziale Medien und Netzwerke, die auf unterschiedliche demografische Gruppen abzielen, um so Ihre Reichweite zu maximieren.

👉 Der Bewerbungsprozess:

Der Bewerbungsprozess sollte fair sein und unterrepräsentierte Gruppen aktiv in die engere Auswahl einbeziehen.

Es ist ganz normal, dass wir unbewusst oft Menschen bevorzugen, die uns selbst ähnlich sind (sog. „unconscious bias“, d. h. wir haben unbewusste Vorurteile). Damit dies beim Recruiting nicht passiert, müssen Vorkehrungen getroffen werden.

Dazu gehört die Standardisierung des Bewerbungsprozesses. Beispielsweise kann es helfen, wenn zwei Personen mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven die Bewerber:innen interviewen – und nicht zwei sich sehr ähnliche Personen aus dem gleichen Team.

Ein vorab festgelegtes Set an Fragen, die allen Bewerber:innen gestellt werden, kann ebenfalls helfen. So können die Bewerber:innen am Ende objektiver beurteilt und miteinander verglichen werden.

👉 Schulungen und Workshops:

Schulen Sie Ihre HR-Verantwortlichen im vorurteilsfreien Umgang mit Bewerber:innen. Regelmäßige Schulungen und Workshops zur Sensibilisierung für Diversity-Themen sind wichtig, um unbewusste Vorurteile zu erkennen und abzubauen.

👉 Blind Hiring:

Alternativ können Sie es auch mit Blind Hiring versuchen, d. h. Sie bitten um Bewerbungen ohne richtigen Namen und Foto der Person, um Dinge wie Geschlecht, Aussehen oder Nationalität bei der ersten Einschätzung der Kandidat:innen außen vor zu lassen.

Diese Methode kann sehr effektiv sein, um Vorurteile im Einstellungsprozess zu minimieren und die Diversität in den Bewerbungen zu erhöhen.

👉 Gelebte Vielfalt:

Der wichtigste Punkt zum Schluss: Alle Ihre Diversity Recruiting-Bemühungen nützen nichts, wenn sie nicht authentisch in Ihrem Unternehmen gelebt werden. Sorgen Sie dafür, dass in Ihrem Unternehmen alle willkommen sind.

Dazu sollten Sie Gespräche mit Ihren Mitarbeiter:innen führen und Workshops anbieten, um alle für dieses Thema zu sensibilisieren. Eine offene und inklusive Unternehmenskultur ist die Basis für erfolgreiches Diversity Recruiting.

Fazit

Der Aufwand lohnt sich, wenn Sie bedenken, dass Vielfalt und Inklusion entscheidend für den Erfolg Ihres Unternehmens sind – und in einer modernen Personalstrategie nicht fehlen dürfen.

Sie haben jetzt ja gesehen, dass Diversity Recruiting nicht nur moralisch wertvoll ist, sondern dass es auch handfeste wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt. Wer auf eine vielfältige Belegschaft setzt, sichert sich einen klaren Wettbewerbsvorteil und trägt gleichzeitig zu einer gerechteren und integrativeren Gesellschaft bei.